20. September 2007

13 schwarze Gitarren
 
Was machen dreizehn schwarze Gitarren ohne Musiker auf der documenta? Jedenfalls keine Musik. Jedes dieser Instrumente ist auf einen bestimmten Akkord gestimmt. Von einem Computer gesteuert, werden sie nacheinander "gespielt", wobei der jeweilige Akkord von einem Plektrum angeschlagen wird. Immer in der gleichen Spielweise, der gleichen Geschwindigkeit, der gleichen Lautstärke. Ich bin oft bei den Gitarren gewesen und habe viel Zeit dort verbracht. Lieber aber hätte ich einem tropfenden Wasserhahn zugehört, denn der hat einen reicheren Klang, ist spannender und anregender.

Die meiste Zeit war es still, also kein Akkord zu hören, sondern nur die normalen Geräusche einer Kunstausstellung. Die ganze Zeit kämpfte ich mit dem Drang, wenigstens eins der Instrumente zu befreien und auf ihm Musik zu spielen. Und ich fragte mich, ob der Künstler, Saâdane Afif, sich jemals näher mit Musik beschäftigt hat. Zum Beispiel mit Nancarrows bereits sechzig Jahre alten Kompositionen für automatisches Klavier.

In einer Führung hieß es, es gehe, ähnlich wie bei daneben ausgestellten Plastikquadern, um den Kontrast zwischen Harmonie und Disharmonie. Potzblitz! Daraus könnte man vielleicht eine ganze Musikrichtung machen.

Der Katalog sagt, die Akkorde seien die Vertonung einer nach Regeln erstellten Farbfolge. Es soll also eine nach Regeln erstellte Akkordfolge sein. Sagt da jemand "serielle Musik"? Na ja, das war vor hundert Jahren.

Der Katalog sagt auch, die im Saal verteilt mit bunten Glanzbuchstaben aufgeklebten Gedichte seien Teil dieses Werks. Die Texte seien - obacht! - Reaktionen von anderen Künstlern auf andere Werke Afifs. Damit wären wir schon bei Mussorgskys Bilder einer Ausstellung (1874).

Ich bin müde.

Was sollten dreizehn Musiker ohne Gitarren auf der documenta machen?

 

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