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27. September 2007 Stilübungen Eines meiner Lieblingsbücher ist Exercices de style von Raymond Queneau. Darin wird eine einfache Geschichte in 99 Variationen erzählt: als Bericht, als Traum, als Märchen, rückwärts, als Sonett, als Ode, als Drama, sortiert nach Wortarten usw. Während es in der Musik, besonders in der Filmmusik, längst üblich ist, dasselbe in verschiedenen Instrumentierungen, Geschwindigkeiten oder Lautstärken mehrmals zu bringen, war dieses Stilmittel für die Literatur in solcher Deutlichkeit damals (1947) neu. In der bildenden Kunst scheint es erst jetzt angekommen zu sein. Jedenfalls sehe ich in Harun Farockis Interpretation des Endspiels der letzten Fußballweltmeisterschaft der Herren, Deep Play, eine direkte Entsprechung der Exercices de style. Einer von zwölf Bildschirmen zeigte das Spiel, wie wir es kennen, einer nur die beiden Trainer, zwei jeweils einen Spieler, und zwar immer denselben über die gesamten mehr als zwei Stunden, einige zeigten Computeranalysen der Spielentwicklung und so fort. Man hätte zweieinhalb Tage gebraucht, um alles auf allen Bildschirmen zu sehen, doch darum ging es natürlich nicht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, worum es ging, aber mir gefiels.
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